Der unscheinbare Beifuß war einmal die Mutter aller Heilkräuter und wurde schon in der Antike als eine der kraftvollsten Heilpflanzen verehrt. Die Germanen nannten ihn Mugwurz, was soviel wie Machtwurz heißt.
Schon bei den alten Griechen priesen Hippokrates, Plinius, Dioskurides und Galenes den Beifuß als wichtigste Pflanze in der Frauenheilkunde. Er wirkt entkrampfend bei Menstruationsbeschwerden und fördert die Blutung bei ausbleibender oder schwacher Menses. Bei Unterleibsbeschwerden, Eierstockentzündung, Ausfluss und Blasenkartarrh kann er durch seine wärmende Eigenschaft wertvolle Hilfe leisten.
Um die Fruchtbarkeit zu erhöhen, empfahl man ebenso Beifuß. Zur Geburt wurde er zur Wehenanregung getrunken und um das Abgehen der Nachgeburt zu fördern. Im Anfang einer Schwangerschaft sollte Beifuß jedoch nicht eingenommen werden. Früher wurde er auch als Abtreibemittel genutzt.
Weiter ist Beifuß, wie gleichfalls der Breitwegerich, ein Begleiter der Wanderer. Früher sollte frischer Beifuß, ans Bein gebunden oder in Schuhe gelegt, müde Füße wieder munter machen. Heute werden müde Beine und Füße mit Beifußtinktur oder -öl eingerieben. Die Müdigkeit soll er auch auf langen Autofahrten vertreiben, dazu wird ein Bündel Beifuß ins Auto gehängt.
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die verdauungsanregende Wirkung des Beifuß, er unterstützt die Bauchspeicheldrüse, fördert die Gallensaftproduktion und hilft bei Blähungen. Außerdem gilt Beifuß als Heilmittel bei Epilepsie, schon Rademacher (1848) schreibt in seiner Erfahrungsheillehre, dass er mit Beifuß Epilepsie heilen konnte, später beschäftigten sich dann Dr. Bohn und Dr. Schulz mit seiner Anwendung bei Epilepsie.
Bei nervösen Schlafstörungen und ebenso bei Flugangst hat Beifuß eine entspannende Wirkung. Hierzu kann neben Fußbädern oder Tee auch ein mit Beifußblättern und -blüten gefülltes Kräuterkissen helfen.
Heute ist Beifuß hier zu Lande fast völlig aus der Heilkunde verschwunden und wird nur gelegentlich als Würzkraut für Gänsebraten zur Weihnachtszeit genutzt.